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Abenteuerliche Umstellung auf Grub2

Bevor ich beim nächsten Blog endlich die dritte Sitzung des Oberseminars (Andreas berichtete über Trident) nachreiche, muss ich hier doch noch rasch über die Probleme berichten, die sich beim Umstellen unserer Filservers von Lenny auf Squeeze ergaben.

Standardmäßig kommen mit dem dist-upgrade ein neues udev, das die Umstellung von klassischen Gerätenamen (z.B. /dev/sda1) auf UUIDs als neuen Segen anpreist, sowie grub2, das sich zunächst (zu Recht) vorsichtig an Chainloading aus grub-legacy versucht und dann einen kompletten Umstieg (mittels update-from-grub-legacy) nahelegt.

Schön und gut, das hat in zwei VMs und auf zwei Rechnern zuvor auch einwandfrei funktioniert. Ein Fileserver hat aber mitunter mehr als nur eine Festplatte (in diesem Fall vier), und da fängt der Ärger auch schon an...

"dist-upgrade" war bis zu diesem Punkt inkl. grub2 einwandfrei durchgelaufen - nach dem fälligen Neustart nach Update von udev und Kernel wollte grub-legacy aber nicht mehr: "Error 17: Cannot mount selected partition." Also einen raschen Blick auf die gute, alte "/boot/grub/menu.lst" geworfen: Wieso steht da überall nur /dev/hda drin, obwohl ich doch schon auf UUID umgestellt hatte und außerdem nur SATA-Platten an Bord sind? Naja, was soll's - quick fix: die richtigen Einträge durch c&p der UUIDs aus /etc/fstab selbst zusammenbauen und schon funktionierts - Chainloading nach grub2 funktionerte zu diesem Zeitpunkt nämlich einwandfrei. Bereits hier fand ich seltsam, dass ich sda in grub zwar brav mit hd0, die Hauptinstallation unter sdb allerdings mit hd2 erreiche.

Also ein paar Tage später, als ich wieder Zeit hatte, sorgenfrei update-from-grub-legacy aufgerufen - dachte ich wenigstens... Nach dem Neustart erschien nämlich noch nicht mal mehr ein Bootmenü! Zum Glück gibt es heutzutage ja Rescue-CDs, die einem im Bootmenü gleich alle lokal installierten Linux-Versionen (/boot/grub/stage*) gleich mitanzeigen und dafür sorgen, dass der Fileserver auch ohne funktionierenden Bootloader verfügbar bleibt - kein schöner Zustand freilich.

Zunächst musste ich mich erst mal in grub2 eindenken: statt der handlichen menu.lst gibt es nun im selben Verzeichnis eine grub.cfg, die zwar alle nötigen Einträge zum Booten und jede Menge Intelligenz (Skripte) in sich trägt, aber nachdrücklich davor warnt, editiert zu werden. Also schön: Der Befehl "update-grub" sorgt offensichtlich nun dafür, dass alle nötigen Informationen in der grub.cfg zusammengetragen werden - die liegen verteilt:
  • /etc/default/grub enthält ein nur ein paar Basisparameter: welches ist der Standardeintrag im Bootmenü, wie lange warten vor automatischem Booten, welche Auflösung hat die Grub-Konsole etc.
  • Im Ordner /etc/grub.d/ liegen dagegen alle Informationen (wiederum teils in Skriptform), aus denen grub.cfg zusammengebaut wird - die Ziffern am Anfang jeder Datei regeln dabei in aufsteigender Ordnung die Verarbeitungsreihenfolge (das ist jetzt einfacher als vorher, weil??) Immerhin gibt es hier einen verheißungsvollen Dateinamen "40_custom" (also ganz am Ende, wenn alles andere schon verarbeitet wurde).

So weit so gut - wenn nicht in grub.cfg wiederum die hässlichen /dev/hda-Einträge (die mir sehr nach einem template aussehen, das ich bis jetzt nicht gefunden habe) gestanden hätten. Also die Radikalkur: grub2 mittels "apt-get install grub" (das alte heißt jetzt ja grub-legacy) komplett neu installieren. Das funtionierte nun einwandfrei, "update-grub" lieferte jetzt auch brav automatisch alle installierten Systeme (einschließlich des alten SUSE 10, mit dem ich mal angefangen habe und das ich bei der Umstellung auf Debian nach und nach bezüglich der Config-Dateien ausgeschlachtet habe, bis alles lief). Also freudig auf Neustart geklickt - und wieder nichts!

Ach ja, da war ja noch der seltsame Fehler, dass sdb im BIOS hd2 heißt - da hilft auch grub2 im laufenden System seine ganze Intelligenz nichts, das zu antizipieren. Also den "best fit" unter den Einträgen in grub.cfg nach 40_custom kopiert und dort einen einzigen, aber entscheidenden Buchstaben verändert, den Standardeintrag in /etc/default/grub angepasst und noch mal update-grub aufgerufen, um die Änderungen zu propagieren, wieder der bange Moment des Neustarts und juhu, endlich wieder Zeit für andere Dinge

Nach Odyssee zum Fit PC!

Nachdem es nun endlich soweit ist, muss ich es doch auch hier kundtun: Der Multimedia-Server ist bei mir eingetroffen! Damit geht eine beinahe dreijährige Odyssee auf der Suche nach einem geeigneten Gerät (hoffentlich) zuende - ich werde hier weiter von meinen Erlebnissen beim Einrichten berichten (es geht sicher wieder irgendwas schief).

Von Anfang an war ich von der Idee besessen, einen Multimediaserver hinter den Fernseher zu stellen, der verschiedenste Funktionen übernehmen kann:

- Streaming Client für Audio an die Stereoanlage
- Streaming Client für Video an den Fernseher
- Samba-Fileserver für ein automatisches Backup unserer Nutzdaten, gleichzeitig "intelligentes" NAS
- Host für mein privates Wiki
- Host für den Drucker

Hintergrund war die nervende Tatsache, dass ich immer noch jedes Mal mein Notebook einschalten muss, wenn ich oder Anette von irgendeinem anderen Geräte aus drucken wollen, dass ich meine Mediensammlung redundant auf allen möglichen Abspielgeräten vorhalten muss und ich bei dem monatlichen Backup, das ich derzeit per Hand auf USB-Platte durchführe nach größeren Änderungen an der Datenstruktur jedes mal ein ungutes Gefühl habe, wenn ein System abstürzt (es könnte das letzte Mal gewesen sein...)

Weil so ein System sich natürlich für den Dauerbetrieb anbietet, sollte es aber nach Möglichkeit klein, leicht und schick sein und möglichst wenig Watt verbrauchen. So nahm die Misere ihren Ausgang...

Zunächst glaubte ich, bei einem Shuttle X27 fündig geworden zu sein, der schwachbrüstige Single-Core Atom und der orchestergleich lärmende Lüfter und der mit 30 Watt doch hohe Verbrauch belehrten mich aber schnell eines Besseren - zu allem Überfluss war der Lüfter den Anforderungen als Desktop-PC (als solchen habe ich ihn dann verwendet) leider nicht gewachsen - der Chipsatz hat insgesamt stolze 20 Monate durchgehalten, naja, immerhin gerade noch rechtzeitig, um als Garantiefall den Zeitwert ersetzt zu bekommen (die Tatsache, dass kein Ersatz vorhanden war, nehme ich als weiteren Beleg für die wenig ausgereifte Produktidee)...

Als nächster Schritt bin ich in das totale Gegenteil verfallen: sparsam auf Teufel komm raus war mit dem selbst aufgebohrten Linksys NSLU2 Network Storage Link auch keine gute Idee - sparsam und leise war er schon mal; allein die Linuxinstallation dauerte jedoch fünf Stunden und nach jedem Konfigurationsversuch als Druckerserver konnte ich eine halbe Stunde getrost etwas anderes erledigen (Man nannte ihn nicht zu unrecht "Sluggy"). Jedenfalls hat er seinen Dienst gar nicht angetreten...

Danach bin ich erst mal vorsichtig geworden und durch den Umzug standen auch andere Dinge im Vordergrund. Durch immer wieder neugieriges Recherchieren im Netz blieb ich aber auf dem Laufenden. So lernte ich mit der Zeit, dass es für die von mir besuchte Produktkategorie einen Namen gibt: Universal Embedded PC, also universell einsetzbar (anders als ein NAS), aber dafür mit Embedded-Technologie. Und dass es dafür einen Spezialisten gibt: die israelische Firma CompuLab. Soweit die gute Nachricht. Blöd, dass die Nachfrage in Deutschland für derartige Geräte im Privatkundensegment so niedrig ist, dass ich von vielen Anbietern ein schroffes "Gibt's nicht!" oder bestenfalls "Wir merken Sie vor!" gehört habe.

Dabei versprechen die Geräte von CompuLab genau das Mittel zwischen Sluggy und Shuttle :

- Passive Kühlung
- einen idle-Verbrauch von deutlich unter 10W
- HD-Wiedergabe über HDMI bis 720p

So ein Ding musste ich haben! Die unterschiedlichen Angebote waren jedoch sehr schwer abzuwägen:

Modell 1: Trimslice

Eigentlich die perfekte Idee: ein sparsamer ARM und HD-Graphik von Nvidia mit bis zu 250GB-Festplatte bei 2-6W(!) Verbrauch ohne Festplatte. Perfekt - wenn CompuLab und Nvidia nicht zu doof wären, ein ordentliches Linux auf die Hardware anzupassen, dass die Funktionen auch alle nutzt - was hilft mir die HD-Graphik, wenn Nvidia L4T nicht über beta hinausbringt und die Ubuntu-Anpassungen von CompuLab ebenfalls weder Flash noch HD unterstützen? Kollektives Warten auf Windows 8 embedded?

Modell 2: Fit PC3

Die klassische x86-Variante: Etwas höherer Verbrauch (ca. 8W ohne Festplatte, 320 GB Festplatte), dafür das Versprechen einer AMD-APU auf HD-Wiedergabe und eine weite Bandbreite unterstützter Linux-Distributionen. Begeistert hat mich hierbei das Konzept von Mint, das als Ubuntu-Fork das Multimedia-Konzept samt Codecs und XBMC-Unterstützung auf die Spitze treibt. Sollte es tatsächlich so einfach sein? Der Kauf war nur noch einen Klick entfernt, wenn, ja wenn nicht wiederum kein Händler in Deutschland bereit gewesen wäre, das Ding zu liefern. Glücklicherweise habe ich mit RISC einen Schweizer Anbieter gefunden, der mich nicht nur kompetent beraten, meine Wunschkonfiguration getestet und alle Sperenzchen bei Zahlungswünschen über sich ergehen ließ, sondern mit mir sogar noch darüber munter diskutierte:

Modell 3 : Intense PC

Ein echter Core-i3 in einem Passiv-PC von CompuLab! Kommt wahrscheinlich noch im Herbst 2012. Naja, aber was Besseres kommt ja immer nach... So ist es dann der Fit PC3 geworden.

Natürlich noch große Aufregung bis das Paket heute mit der Post eintraf. Ein erstes Anstecken von Strom und Netzwerk, USB-Boot nach Mint wie im Wiki beschrieben - ja bin ich tatsächlich schon drin??

Tja, hier steht er tatsächlich vor mir (Der USB-Stick kann auch ganz gut die Abmessungen illustrieren - kaum größer als ein Router!):


Die Einrichtung werde ich hier im Blog natürlich ausführlich begleiten. Mal sehen, was er so alles kann!

1) System aufsetzen
2) Samba einrichten für ein automatisches Backup von den Notebooks
3) Wiki portieren (endlich keine VM mehr!)
4) XBMC + entsprechende Android-App - schon wischt man komfortabel auf der Couch seine Lieblingslieder weiter!
5) Port forwarding für ssh - Zugriff auf die Daten von überall!

Wahrscheinlich wird jeder Punkt einen eigenen Blog wert, aber es lässt sich gut an!

DJK