Nachdem es nun endlich soweit ist, muss ich es doch auch hier kundtun: Der Multimedia-Server ist bei mir eingetroffen! Damit geht eine beinahe dreijährige Odyssee auf der Suche nach einem geeigneten Gerät (hoffentlich) zuende - ich werde hier weiter von meinen Erlebnissen beim Einrichten berichten (es geht sicher wieder irgendwas schief).
Von Anfang an war ich von der Idee besessen, einen Multimediaserver hinter den Fernseher zu stellen, der verschiedenste Funktionen übernehmen kann:
- Streaming Client für Audio an die Stereoanlage
- Streaming Client für Video an den Fernseher
- Samba-Fileserver für ein automatisches Backup unserer Nutzdaten, gleichzeitig "intelligentes" NAS
- Host für mein privates Wiki
- Host für den Drucker
Hintergrund war die nervende Tatsache, dass ich immer noch jedes Mal mein Notebook einschalten muss, wenn ich oder Anette von irgendeinem anderen Geräte aus drucken wollen, dass ich meine Mediensammlung redundant auf allen möglichen Abspielgeräten vorhalten muss und ich bei dem monatlichen Backup, das ich derzeit per Hand auf USB-Platte durchführe nach größeren Änderungen an der Datenstruktur jedes mal ein ungutes Gefühl habe, wenn ein System abstürzt (es könnte das letzte Mal gewesen sein...)
Weil so ein System sich natürlich für den Dauerbetrieb anbietet, sollte es aber nach Möglichkeit klein, leicht und schick sein und möglichst wenig Watt verbrauchen. So nahm die Misere ihren Ausgang...
Zunächst glaubte ich, bei einem Shuttle X27 fündig geworden zu sein, der schwachbrüstige Single-Core Atom und der orchestergleich lärmende Lüfter und der mit 30 Watt doch hohe Verbrauch belehrten mich aber schnell eines Besseren - zu allem Überfluss war der Lüfter den Anforderungen als Desktop-PC (als solchen habe ich ihn dann verwendet) leider nicht gewachsen - der Chipsatz hat insgesamt stolze 20 Monate durchgehalten, naja, immerhin gerade noch rechtzeitig, um als Garantiefall den Zeitwert ersetzt zu bekommen (die Tatsache, dass kein Ersatz vorhanden war, nehme ich als weiteren Beleg für die wenig ausgereifte Produktidee)...
Als nächster Schritt bin ich in das totale Gegenteil verfallen: sparsam auf Teufel komm raus war mit dem selbst aufgebohrten Linksys NSLU2 Network Storage Link auch keine gute Idee - sparsam und leise war er schon mal; allein die Linuxinstallation dauerte jedoch fünf Stunden und nach jedem Konfigurationsversuch als Druckerserver konnte ich eine halbe Stunde getrost etwas anderes erledigen (Man nannte ihn nicht zu unrecht "Sluggy"). Jedenfalls hat er seinen Dienst gar nicht angetreten...
Danach bin ich erst mal vorsichtig geworden und durch den Umzug standen auch andere Dinge im Vordergrund. Durch immer wieder neugieriges Recherchieren im Netz blieb ich aber auf dem Laufenden. So lernte ich mit der Zeit, dass es für die von mir besuchte Produktkategorie einen Namen gibt: Universal Embedded PC, also universell einsetzbar (anders als ein NAS), aber dafür mit Embedded-Technologie. Und dass es dafür einen Spezialisten gibt: die israelische Firma CompuLab. Soweit die gute Nachricht. Blöd, dass die Nachfrage in Deutschland für derartige Geräte im Privatkundensegment so niedrig ist, dass ich von vielen Anbietern ein schroffes "Gibt's nicht!" oder bestenfalls "Wir merken Sie vor!" gehört habe.
Dabei versprechen die Geräte von CompuLab genau das Mittel zwischen Sluggy und Shuttle :
- Passive Kühlung
- einen idle-Verbrauch von deutlich unter 10W
- HD-Wiedergabe über HDMI bis 720p
So ein Ding musste ich haben! Die unterschiedlichen Angebote waren jedoch sehr schwer abzuwägen:
Modell 1: Trimslice
Eigentlich die perfekte Idee: ein sparsamer ARM und HD-Graphik von Nvidia mit bis zu 250GB-Festplatte bei 2-6W(!) Verbrauch ohne Festplatte. Perfekt - wenn CompuLab und Nvidia nicht zu doof wären, ein ordentliches Linux auf die Hardware anzupassen, dass die Funktionen auch alle nutzt - was hilft mir die HD-Graphik, wenn Nvidia L4T nicht über beta hinausbringt und die Ubuntu-Anpassungen von CompuLab ebenfalls weder Flash noch HD unterstützen? Kollektives Warten auf Windows 8 embedded?
Modell 2: Fit PC3
Die klassische x86-Variante: Etwas höherer Verbrauch (ca. 8W ohne Festplatte, 320 GB Festplatte), dafür das Versprechen einer AMD-APU auf HD-Wiedergabe und eine weite Bandbreite unterstützter Linux-Distributionen. Begeistert hat mich hierbei das Konzept von Mint, das als Ubuntu-Fork das Multimedia-Konzept samt Codecs und XBMC-Unterstützung auf die Spitze treibt. Sollte es tatsächlich so einfach sein? Der Kauf war nur noch einen Klick entfernt, wenn, ja wenn nicht wiederum kein Händler in Deutschland bereit gewesen wäre, das Ding zu liefern. Glücklicherweise habe ich mit RISC einen Schweizer Anbieter gefunden, der mich nicht nur kompetent beraten, meine Wunschkonfiguration getestet und alle Sperenzchen bei Zahlungswünschen über sich ergehen ließ, sondern mit mir sogar noch darüber munter diskutierte:
Modell 3 : Intense PC
Ein echter Core-i3 in einem Passiv-PC von CompuLab! Kommt wahrscheinlich noch im Herbst 2012. Naja, aber was Besseres kommt ja immer nach... So ist es dann der Fit PC3 geworden.
Natürlich noch große Aufregung bis das Paket heute mit der Post eintraf. Ein erstes Anstecken von Strom und Netzwerk, USB-Boot nach Mint wie im Wiki beschrieben - ja bin ich tatsächlich schon drin??
Tja, hier steht er tatsächlich vor mir (Der USB-Stick kann auch ganz gut die Abmessungen illustrieren - kaum größer als ein Router!):
Die Einrichtung werde ich hier im Blog natürlich ausführlich begleiten. Mal sehen, was er so alles kann!
1) System aufsetzen
2) Samba einrichten für ein automatisches Backup von den Notebooks
3) Wiki portieren (endlich keine VM mehr!)
4) XBMC + entsprechende Android-App - schon wischt man komfortabel auf der Couch seine Lieblingslieder weiter!
5) Port forwarding für ssh - Zugriff auf die Daten von überall!
Wahrscheinlich wird jeder Punkt einen eigenen Blog wert, aber es lässt sich gut an!
DJK
Wie versprochen geht es weiter: Teil 1 des Einrichtungs-Logs:
AntwortenLöschen- Grafiktreiber
sudo apt-get install fglrx-updates xvba-va-driver vainfo
Bloß nicht den Treiber installieren, den Mint selbst vorschlägt - danach gibt es statt Buchstaben in allen Menüs nur noch ihre Bounding Boxes... Umstellung geht dann nur noch in der Konsole...
- Ordentlicher Editor
sudo apt-get install joe
- Samba
sudo adduser --force-badname
smbpasswd -a
sudo joe /etc/samba/smb.conf
Ist mittlerweile erstaunlich straightforward. Eigentlich muss man in der smb.conf nur noch einkommentieren und zubuchen, was man braucht.
- Warning: No Support for locale: de_DE.utf8
sudo dpkg-reconfigure locales
sudo update-locale LANG=de_DE.utf8
Gut zu wissen, dass es daran lag, dass einige Anwendungen zunächst auf Englisch daherkamen...
-Audio
Standardwiedergabegerät: HDMI
Unkompliziert in der Oberläche
- Browser
Sprache deutsch, Adblock plus, WOT, Downloadhelper
Und schon laufen Youtube und WebTV. Es ruckelt noch etwas - evtl. muss ich noch mal die Grafiktreibereinstellungen anfassen...
Mediawiki macht noch Ärger - das beruht auf Paketen, die Mint auf einer bestimmten Version halten will - mal sehen, wie ich da rauskomme...
Teil 2 des Einrichtungs-Logs
AntwortenLöschen- ssh
sudo apt-get install ssh
Möglichkeit, was am System zu machen, solange jemand anders den Bildschirm nutzt (=fernsieht) ;)
- Vorbereitungen für die Migration von Mediawiki
sudo apt-get install php5
sudo apt-get install mediawiki
ln -s /var/lib/mediawiki
Keine Ahnung, was aptitude für ein Problem hatte. Wenn man per Hand zunächst php5 installiert, kann mediawiki konfliktfrei installiert werden.
- XBMC
sudo add-apt-repository ppa:wsnipex/xbmc-xvba
sudo apt-get update
sudo apt-get install xbmc xbmc-bin
Repository hinzufügen, App installieren, fertig. Sieht sehr schick aus, ist absolut ruckfrei zu bedienen und hat schon bei ersten Videoschauen viel Spaß gemacht - es wird Zeit, alle DVDs auf die Platte zu ziehen ;)
Schade, dass es keine WebTV-Unterstützung gibt.
- Add Romeo
sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade
In der Hoffnung auf immer den akutellsten Treiber...
- Wenn man versehentlich mysql durch Überschreiben der Datenbanken so richtig platt gemacht hat...
rm -rf /var/lib/mysql
mysql_install_db --force --user=mysql --datadir=/var/lib/mysql
mysqladmin -u root password ''
Doch recht einfach *durchschnauf*
- Phpmyadmin
apt-get install phpmyadmin
Zum Einspielen des Wiki-Dumps vom anderen Rechner und überhaupt ;)
- Kopieren des Wikis
joe /etc/php5/apache2/php.ini
-> Speicherbeschränkungen für phpmyadmin bezüglich maximaler Datengröße aufheben
Danach Wikidb mittels phpmyadmin-Webinterface importieren und Mediawiki mit den Wiki-Parametern aus der alten LocalSettings.php neu konfigurieren (praktisch: dann führt mediawiki gleich einen Konsistenzcheck auf der gefundenen Datenbank durch)
Bleibt gar nicht mehr so viel:
- Wiki-Icon wieder referenzieren
- Browser-Freigabe für den XBMC und Android App
- Automatisches Synchronisieren der Windows Rechner mit dem Fileserver
und dann sind dem Genuss schon keine Grenzen mehr gesetzt
Laut Strommessgerät braucht das Teil übrigens inkl. Verlust am Netzteil und Festplatte, während ein Video läuft, nur 13W! Wow!